Kapelje Freiburg
R e f e r e n z e n
Schwarzwälder Bote, 17. Mai 2011:

Zwischen Lachen und Weinen
Haslach (csa). Beim ersten Haslacher Klosterkonzert dieser Saison ist der Funke von der ersten Minute an übergesprungen. Das ehrwürdige Refektorium wurde Sonntagabend zum perfekten Klangraum für die Melodien der jüdischen Klezmertradition, wie sie "Kapelje-Freiburg" in Vollendung pflegt.
Das Publikum lauschte gebannt den Einführungen von Beate Körber und Michael Ebel, die den Hintergrund zu den einzelnen Stücken stets ebenso unaufdringlich wie kurzweilig erklärten. Das Glück des Vaters, die jüngste seiner Töchter endlich verheiratet zu wissen, bildete in "di mesinke" den froh-verschmitzten Auftakt, gefolgt vom "erschten walls", dem hell klingenden Rückblick des Bräutigams auf den ersten Tanz mit seiner Angebeteten.
Todtraurig hingegen "papirossn" im Mittelteil der zweistündigen Darbietungen der sechsköpfigen Freiburger Ausnahmeformation, der Geschichte des darbenden Zigarettenverkäuferkindes. Oder die Enttäuschung des Vaters in New York, dass er sein "jingele" eigentlich nie sieht. Geht dieser doch so früh zur Arbeit und kommt er doch so spät nach Hause aus den Ausbeuterbetrieben, die das Einwandererelend ausnutzen. Erschreckend die lyrische Stimmung im "Ess is gewen a summertag", die in ein Klagelied umschlägt, denn dieser schöne Sommertag ist der Beginn der Zwangsumsiedlung ins Ghetto. Ein wehrhaftes Spucklied ("dschankoje") der jüdischen Kolchosbauern und der Heimweg des betrunkenen jüdischen Kleinbauern ("schprais ich mir") versöhnten dann auch wieder die Stimmung zum Schluss des zweiten Teils. Die klassische Besetzung mit Klarinette Akkordeon, Gesang, Gitarre, Violine und Kontrabass tat ein Übriges, eine dichte Atmosphäre der Klezmertradition zu vermitteln. In der Tat lagen Weinen und Lachen in kunstvollem Wechsel nah beieinander beim neuen Programm von "Kapelje Freiburg". Das Publikum im gut gefüllten Refektorium ließ die Gruppe nicht ohne zwei Zugaben von der Bühne – dem Klassiker "bei mir bist du scheen" und "Alle Brieder", bei dem der Refrain eifrig vom Publikum mitgesungen wurde.
[...]

Badische Zeitung, 24. April 2007:
Das Gastspiel der Freiburger Klezmer-Gruppe "Kapelje" im evangelischen Gemeindesaal in Emmendingen — ein bleibendes und begeisterndes Musikereignis
Was ist ein gutes, ein sehr gutes Konzert? Gewiss ein solches, dessen Melodien einem noch einen Tag später durch den Kopf gehen. Braucht es dazu einen großen Saal mit viel Pomp und Gloria? Gewiss nicht: Schon der sachliche Gemeindesaal der Emmendinger Stadtkirchengemeinde genügt dafür völlig. Und wenn "Kapelje" spielt, dann gibt es ein Fest der handgemachten Musik. Passend zum Anlass, dem zehnten Geburtstag des Jüdischen Museums in Emmendingen, wird Klezmer, die jüdische Musik, geboten.
Hört man "Kapelje" zu, wird man als Erstes auf Beate Körber aufmerksam. Ihr Alt ist wunderbar, auch in höheren Lagen (meist) belastbar, ausdrucksstark und wandelbar. Sie singt und wiegt sich wie ihre Mitmusiker leicht im Takt, unterstreicht ihr Singen mit der linken Hand. Ab und zu benutzt sie die Darambuka, eine Handtrommel.
Michael Ebel spielt seine Gitarre mit stoischer Ruhe und Gelassenheit, bei einigen Liedern tritt seine Singstimme dazu. Daniel Siepmann-Schinker (Kontrabass) gibt den Klängen Fundament, Annette Wiedemann steuert mit dem Akkordeon Musette-Farben bei und wechselt von Zeit zu Zeit ans Klavier. Clemens Seitz spielt traumhaft Klarinette — er tritt immer wieder aufs Neue in Dialog mit Roswitha Schmidts Geige.
"Kapeljes" Musik hat von vielem etwas: Sie swingt, häufig wechseln Rhythmen, sie hat — nicht zu viel — Sehnsucht, sie geht in die Beine. Die Arrangements sind anspruchsvoll und durchdacht. Dem Nachteil, dass nicht jeder Jiddisch versteht, helfen klug dosierte Moderationen ab, die in die Lieder einführten. Nicht ins Gewicht des exzellenten Gesamteindrucks fallen einige wenige, unkonzentrierte Augenblicke.
Die Themen der knapp 20 Lieder des Abends sind breit gefächert: Liebe und Sehnsucht (nach Israel), Leben im Ghetto — und damit der Völkermord der Nazizeit. Treffend und überzeugend wirkt der Moment, der die Ermordung eines zehnjährigen Mädchens in Treblinka beschreibt: "Kapelje" hält einen Moment mit einer Dissonanz inne.
Und die Gruppe schafft das schwere Unterfangen, tausendfach gehörte Schlager wie "Baj mir bistu sheyn" in neuem Gewand — mit einer langsamen Einleitung — zu bringen. Das gemessen am Wetter wunderbar zahlreiche Publikum reagiert auf dieses Konzertereignis mit großer Begeisterung. Völlig zu Recht.
Frank Berno Timm
Badische Zeitung, 14. Dezember 2006:
REGIO-CD: Jiddische Lieder mit der Freiburger Gruppe "Kapelje"
Mit dem Glik ist es nicht einfach, manchmal kommt es "ein bisschen zu spät". Davon und noch von viel mehr erzählt "Kapelje". Die vor fünf Jahren in Freiburg formierte sechsköpfige Gruppe hat sich dem jüdischen Lied verpflichtet. "Jiddische Lider und Klezmer" sind auf der neuen hörenswerten CD versammelt. Sie bieten vielerlei Facetten des vergangenen, meist in Vergessenheit geratenen Liedguts. Vom schlichten Liebeslied über Klassiker wie "Bej mir bisstu sheijn" und Traditionelles reicht die spannende Palette. Ob einst im KZ und Ghetto oder in der Emigration gesungen - Kapelje trifft immer die richtige Stimmung. Hüpfende Tanzmusik verbündet sich mit einem Wiegenlied oder einer sinnlichen Ballade. Der Gesang, ausdrucksstark und klar, ist einfühlsam, rührt und unterhält. Auch instrumentaltechnisch braucht die Band sich nicht zu verstecken. Die Klarinette - das Hauptinstrument des Klezmer, der osteuropäischen Hochzeitsmusik - pendelt zwischen entschiedener Melodik und wilder Expressivität, das Akkordeon quietscht auch mal in den höchsten Tönen. Die rhythmischen Sprünge sind mitreißend, die Liedtexte anrührend, ganz gleich, ob melancholisch, heiter, ernst oder trotzig.
Badische Zeitung, 6. Juli 2005:
Mit mitreißender Klezmermusik eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart:
[...] Beate Körber hat sich ganz in den Dienst der Klezmer-Musik gestellt. Nicht nur ihre Stimme ist unverstärkt noch raumfüllend. Obwohl die Frontfrau der sechsköpfigen Gruppe mit minimaler Gestik und ohne große Showeffekte auskommt, ist sie eine stark präsente Persönlichkeit, die es versteht, einen ganzen Saal voller Menschen in ihren Sog zu ziehen: Unaufdringlich, weiblich, gefühlvoll, musikalisch. [...]
Manche Musikstücke haben einen stark orientalischen Einschlag. Und obwohl einige Stücke recht temperamentvoll sind, wühlen oder peitschen sie nicht auf, sondern machen ganz leise und fast unbemerkt froh. [...]
Eine Klasse für sich ist die lachende, jubilierende, weinende, spitzbübische Klarinette von Clemens Seitz. Man möchte den Musiker gerne mit Superlativen beschreiben, denn was er anpackt, wird schlichtweg sehr gute Musik. Erfrischend auch die Improvisationen mit der Violinisten Roswitha Schmidt oder Annette Wiedemann am Akkordeon und Klavier. Ruhe und Sanftheit verstärkten Michael Ebel an der Gitarre und Daniel Schinker am Kontrabass.
Schwarzwälder Post, 26. Juli 2004:
"Kapelje", sechs Musiker und Sänger, traf diesen typischen Musikstil ganz genau. Klezmer spiegelt die Seele der osteuropäischen Juden wider: Lebensfreude, immer unterlegt mit der typischen Melancholie. Wehmut, die den Menschenschlag durch jahrhundertelange Verfolgung oder das Leben in Ghettos prägte. So wie Isaak Singer diese unverwechselbaren Eigenschaften jiddischen Lebens literarisch beschreibt, genauso bringt Klezmer sie musikalisch herüber. Ein Erlebnis für das begeisterte Publikum.
weitere Auftritte und Konzerte
von kapelje-freiburg waren zum Beispiel

2011: Wodan-Halle Freiburg, Husemann-Klinik Buchenbach, SWR-Studio Freiburg, Kapuzinergarten Haslach/Kinzig

2010: Roccafé Denzlingen, Haiti-Benefiz-Abend Waldorfschule Wiehre

2009:
Meckelhof Freiburg, Georg-Scholz-Haus Waldkirch, Husemann-Klinik Buchenbach, Kapuzinergarten Haslach/Kinzig, Alte Kochschule Freiamt

2008:
Steinhalle Emmendingen, Haslacher Hofmusik Freiburg, Konzert Bad Krozingen

2007:
Telefonseelsorge Freiburg, Ev. Stadtkirchengemeinde Emmendingen, Kita Violett Freiburg, Alte Börse Leipzig, Katholische Fachhochschule Freiburg

2006:
Synagoge Kippenheim, Waldsee Freiburg

2005:
Güterhalle Bleibach

2004/2005: Blaues Haus, Breisach

2004:
Kulturtage  Zell/Harmersbach

2004: Fest der Innenhöfe, Freiburg

2002: Aktionstag gegen Fremdenhass und Rassismus (Rathausplatz Freiburg)

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